Das ländliche Kulturdenkmal von Biertan (Birthälm)

Wussten Sie von der legendären Geschichte des Turms von Biertan, in dem es einen extrem kleinen Raum gibt, der „Kerker“ genannt wird? Über einen Zeitraum von 300 Jahren wurden Paare hierher gebracht, deren Beziehung angespannt war. Der örtliche Priester sperrte die beiden Partner ein, bis sie ihre Differenzen beigelegten und so eine Scheidung vermieden. Das Ziel war, dass Paare in der Hoffnung, ihre Ehe zu retten, alles auf engstem Raum teilen würden, von einem einzigen Kissen und einer einzigen Decke bis hin zu einem einzigen Platz am Tisch, einem einzigen Löffel und einem sehr kleinen Bett.

Aber kommen Sie selber und erleben Sie unmittelbar Momente hier zwischen den Mauern des Turms. Sie werden entdecken, wie viel Wert Frieden und gute Verständigung früher hatten.

Biertan war ein wahres Wirtschaftszentrum und sächsisches bischöfliches Zentrum. Da es ein Ziel für Plünderer war, brauchte es eine imposante Wehrkirche, die von starken Mauern umgeben war. Noch heute dominiert die zu Beginn des XVI. Jahrhunderts im spätgotischen Stil erbaute Saalkirche die Siedlung vom Hügel aus. Ihr in Nebel gehülltes Bild mit Schafherden, die auf Feldern grasen oder im Winter leuchtend im Schnee, macht im Internet die Runde.

Beim Betreten fällt der Altar mit seinen 28 biblischen Szenen ebenso auf wie die anatolischen Teppiche oder die Sakristeitür.

Obwohl es sich um eine ländliche Stadt handelte, gingen viele junge Leute von hier aus zum Studium nach Wien oder an andere europäische Universitäten. Sie wurden Ärzte, Historiker, Ingenieure, Apotheker und Lehrer und bewiesen damit, wie groß der Ehrgeiz eines siebenbürgischen Dorfes im Jahrhundert der Aufklärung waren. Hier erblicken Sie Spuren der Vergangenheit und fühlen sich im alten Europa zu Hause.

Biertan (Birthälm) kann über zwei Hauptrouten erreicht werden: von den Ortschaften Şaroș pe Târnave (Scharosch an der Kokel) und Richiș (Reichesdorf oder Reichersdorf). Beide Routen sind von wilder Schönheit. Und in beiden Dörfern können Sie vorher anhalten, um die evangelischen Kirchen zu besichtigen. Aber sobald Sie in Biertan angekommen sind, unabhängig davon, ob Sie sich für die Geschichte der kirchlichen Gebäude in Siebenbürgen begeistern oder nicht, wird Ihnen diese Kirche einfach den Atem rauben. Biertan war aus gutem Grund Sitz des evangelisch-lutherischen Bistums in Siebenbürgen zwischen 1572 und 1867. Das architektonische Ensemble mit der wunderschönen Kirchenburg sorgte 1993 für die Aufnahme des gesamten Ortes in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

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Kurzer historischer Hintergrund

Die erste Kirche an diesem Ort wurde im Jahr 1402 erwähnt und war der Heiligen Maria geweiht. In diese Richtung weisen auch die Fresken im Inneren des Katholischen Turms, deren Ikonographie vom Thema des Jüngsten Gerichts geprägt ist. Die heutige Kirche wurde erst gegen Ende des XV. Jahrhunderts und im ersten Viertel des XVI. Jahrhunderts erbaut. In den historischen Dokumenten werden Zahlungen für verschiedene Arbeiten bis 1523 erwähnt.

Biertan besitzt nach Meinung vieler Forscher und Touristen die imposanteste der sächsischen Kirchenburgen Siebenbürgens. Zudem war Biertan zwischen 1572 und 1867 Sitz des evangelisch-lutherischen Bistums in Siebenbürgen.

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Besonderheiten der Region

Die Stadt Biertan liegt in Valea Târnavelor (Kokeltal), einem Gebiet, in dem aus ältesten Zeiten Weinbau betrieben wird. Gerade aufgrund dieser Beschäftigung der Einwohner erlebte das Gebiet im Mittelalter eine kontinuierliche Entwicklung, trotz der schwierigeren Zeiten durch ausländische Angriffe.

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Wertvolle Schätze

Das gotische Portal der Kirche kann anhand des Wappens von Wladislaus II. (1490-1516) und Johannes Zapolya (1510-1526), ​​das sich über der Einfassung befindet, auf die Zeit zwischen 1510 und 1516 datiert werden. Der Türflügel stammt aus dem Jahr 1524. Besonders sind auch die Türrahmen im Norden und Süden des Schiffes, die eine Reihe typischer Elemente des neuen Stils, der Renaissance, enthalten. 

Die Einfassung der Sakristeitür ist mit gekreuzten Metallstangen versehen, in denen Elemente der Renaissance sichtbar sind. Der mit eingelegten Motiven verzierte Türflügel stammt aus dem Jahr 1515 und verfügt über ein spezielles Schloss, durch das ein einziger Schlüssel gleichzeitig 13 Riegel betätigt, die in vier Richtungen in den Steinrahmen eindringen – vielleicht das interessanteste Detail der Kirche in Biertan. Dieses mittelalterliche Juwel wurde 1900 im Pariser Salon ausgezeichnet.